Hast du schon einmal darüber nach gedacht was deine Bank mit deinem Geld macht? Nein? Bis vor ein paar Jahren war mir das auch nicht klar – denn: Eine Bank macht natürlich keine Werbung damit, dass sie in fragwürdige Branchen wie der Kohlekraft- oder Atomkraftindustrie investiert. Viele konventionelle Banken unterstützen zudem Waffenexporte oder Massentierhaltung. Leider scheitert es bei einem Großteil der Banken an Transparenz an wen genau sie Kredite vergeben.
„Konventionelle Banken nutzen das Geld ihrer Kund*innen und finanzieren damit Branchen, die auf Kosten künftiger Generationen wirtschaften. Das kann die Rüstungsindustrie sein oder das nächste Kohlekraftwerk. Es ist Zeit, den Spieß umzudrehen!“
Warum eure Bank in solche Branchen investiert? Weil es sich lohnt! Hier ein kleiner Textausschnitt aus einem Artikel des Vereins „Urgewald“:
„Im Rüstungsbereich fehlen fast allen Banken Richtlinien, die verhindern, dass sie Firmen finanzieren, die ihre Rüstung an menschenrechtsverletzende und/oder kriegsführende Staaten liefern. So haben zum Beispiel die Rüstungsunternehmen Rheinmetall, BAE Systems und Boeing in den letzten Jahren Rüstung an Saudi-Arabien geliefert. Saudi-Arabien führt seit 2015 einen grausamen Krieg im Jemen. Deutsche Bank, Commerzbank und auch Teile der Sparkassen-Gruppe haben diese Unternehmen in den letzten Jahren finanziert oder Anteile an ihnen gehalten. “ – urgewald, Artikel: Banks against future
Deutsche Banken und die Finanzierung von Unternehmen, die noch neue Kohlekraftwerke bauen oder planen, in den Jahren 2016-2019 (Quelle: coalexit.org)
Was ist die Tomorrow App?
Die tomorrow Bank hat sich einen Namen als erste nachhaltige Smartphone-Banking-App gemacht. Dabei läuft alles, vom Registrierungsprozess bis hin zur PIN-Änderung, über die App. Das bringt vor allem den Vorteil, dass du nicht den Weg in die Filiale auf dich nehmen musst und dein Konto bequem von zuhause aus eröffnen kannst.
Auf der Webseite der Tomorrow bank kannst du nachlesen wie dein Geld angelegt wird und wie die Bank die passenden Projekte auswählt. Transparenz wird hier groß geschrieben. Zudem hat tomorrow selbst zwei große Projekte: die green bonds und Mikrokredite. Bei dem Projekt „Mikrokredite“ fließt ein Teil des Kundengeldes in einen Mikrofinanzfonds, der mehrere Institue finanziert und die Vergabe von Mikrokrediten an vorwiegend einkommensschwache Menschen im globalen Süden ermöglicht. So ein Mikrokredit wird zum großen Teil an Frauen ausgehändigt und beträgt im Schnitt etwa 1.300 Euro, kann aber auch durchaus kleiner ausfallen. Mit diesem Geld können die Kreditnehmer Kleininvestitionen tätigen wie etwa eine Nähmaschine oder eine Bewässerung für Felder anschaffen.
Das Projekt „Green bonds“ hingegen stellt Finanzprodukte dar die ausgerichtet werden, um nachhaltige Projekte zu refinanzieren. Dabei müssen diese den Richtlinen der “Sustainable Development Goals” (kurz SDG) der Vereinten Nationen entsprechen. Laut tomorrow fließt der größte Teil (etwa Zwei Drittel) der insgesamt 500 Millionen Euro der Bonds in den Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland. Schwerpunktmäßig wird der Bau von Windkraftanlagen ermöglicht und auch Photovoltaik-Anlagen sind Teil des Portfolios.
Deinen Impact & was er genau aussagt kannst du in der App einsehen
Zudem veröffentlich tomorrow jeden Monat einen Impact-Report indem sie ihre Fortschritte dokumentieren. In diesem wird zum Beispiel ersichtlich wie viel Geld in die Projekte „green bonds“ und „Mikrokredite“ investiert wurden.
Seit Beginn 2020 bietet tomorrow zudem ein neues Premium-Konto an, dass laut tomorrow deinen CO2-Fußabdruck kompensiert.
Wie eröffnet man ein Konto bei der Tomorrow-App?
Zugegeben, der Anmeldeprozess bis hin zur Freischaltung nur über das Handy ist ungewöhnlich, aber auch ein echter Schritt in die Zukunft!
Die Kontoeröffnung ist recht simpel: Lade dir die Tomorrow-App im Appstore herunter und folge der Anleitung. Damit die Bank sicherstellen kann, dass auch wirklich eine echte Person ein Konto eröffnet wirst du durch ein sogenanntes Video-Ident-Verfahren geleitet. Durch den Partner IDNow wirst du mit einem Mitarbeiter per Video-Call verbunden, dem du deinen Personalausweis und dein Gesicht zeigen musst. Zudem werden dir einige Fragen gestellt.
Tatsächlich kostete es mich auch einige Überwindung diesen Video-Call durchzuführen, aber im Grunde ist es wie facetimen mit einer Mitarbeiter*in, die das jeden Tag macht ( ihr ist es im übrigen natürlich auch vollkommen egal wie du gerade aussiehst – sie macht einfach ihren Job)!
Wenn du trotzdem noch unsicher bist, wie genau dieses Video-Ident-Verfahren abläuft, schau dir doch das Video der tomorrow Bank dazu an!
Habe ich die gleichen Funktionen und Möglichkeiten wie bei einer normalen Bank auch?
Im Grunde ja, bis auf den Unterschied, dass du nicht mehr den Weg in die Filiale auf dich nehmen musst und alles über dein Smartphone abläuft.
Die Tomorrow Karte ist eine sogenannte Debit-Karte mit der du, beim kostenlosen Girokonto, 3x im Monat kostenlos Geld abheben kannst. Bei jeder weiteren Abhebung werden 2 Euro Gebühr fällig. Bei Fremdwährung im Ausland fällt ein Prozentsatz von 1,5 % an. Geld abheben kannst du dabei an jedem Geldautomaten an der du auch mit einer gewöhnlichen Visa-Karte Geld abheben kannst.
Hier ein Überblick über den App-Aufbau
Mein Fazit:
Ich habe die App und damit das kostenlose Girokonto der Tomorrow Bank nun fast 1 Jahr getestet und bin mehr als zufrieden. Der Anmeldeprozess, insbesondere der das Video-identity Verfahren, hat mich einige Überwindung gekostet, aber dass ist auch schon der einzige negative Punkt.
Auf Bali konnte ich problemlos an jedem Geldautomaten, der die Abhebung mit Visa ermöglicht, abheben und habe sofort eine Nachricht auf meinem Handy erhalten, wie viel Geld gerade abgehoben wurde. Auch bei einer Kartenzahlung im Restaurant habe ich nach wenigen Minuten die Benachrichtigung über die Zahlung auf meinem Handy erhalten. So hast du deine Finanzen immer im Überblick.
Der eigentliche Grund warum ich ein Konto bei Tomorrow eröffnet habe war jedoch, um mit gutem Gewissen sagen zu können, dass mein Geld in nachhaltige, grüne und/oder soziale Projekte gesteckt wird. Besonders schön ist dabei, dass du diese Projekte und deinen Impact in der App einsehen kannst.
Bereits jetzt habe ich laut der App 3.877 m^2 bedrohten Wald, sowie 654 Bäume geschützt und damit 990 kg CO2 gebunden. Ist das nicht der Wahnsinn?
Vor allem ist es schön zu wissen, dass mein Geld eben nicht genutzt wird um die Kohlekraftindustrie oder Waffenbranche zu unterstützen.
Utopia.de hat ebenfalls einen sehr informativen Blogbeitrag über die Tomorrow-app ( https://utopia.de/ratgeber/tomorrow-one-smartphone-bank-app-girokonto/) und nachhaltige Banken im allgemeinen ( https://utopia.de/ratgeber/alternative-gruene-bank/) geschrieben – schaut doch mal vorbei!
Hast du schon ein nachhaltiges Konto? Nein? Dann hoffe ich, dass dich dieser kurze Beitrag dazu bewegt hat den Schritt zu wagen! Es ist kein großer Aufwand, aber der Effekt ist riesig!